Wir waren einen Umweg gelaufen und sahen nun das Vernichtungslager Auschwitz - Birkenau vor uns. Uns allen stockte einen Moment der Atem - an dieser Stelle könnt ihr das Bild auch auf euch wirken lassen. Zugegeben hier erkennt ihr noch nicht so viel aber euch fällt unter umständen auch auf, was mir mal wieder erschreckend kalr geworden ist: diese geometrische Nüchternheit des Baustils. Als wir dann näherkamen, habe ich mich in gedanken über diese Dreistigkeit und Verlogenheit und abscheuenden Persönlichkeit der SS-Leute aufgeregt. Während 50 Meter von ihnen auf dem mit Doppelstacheldrahtzaun abgesperrten Gelände Menschen elendig vereckten oder zu Tausenden vergast wurden, machte sich die Kommadantur ein schönes leben in einem Backsteingebäude mit 3 Kirchenkreuzen drauf und davor. Heute ist es im Besitz der katholichen Kirche. Eine Tafel vor dem Haus besagt:
Das Haus, das einst denen dienen sollte, die gefoltert und gemordet, die verachtet und gehasst, die das Kreuz mit Füßen getreten und die Heiligen Schriften der Juden und Christen verbrannt haben, dient jetzt denen, die beten und Dem nachzufolgen lernen, der aus Liebe zum Kreuz ging. Möge jeder, der dieses Haus betritt, derer gedenken, die in diesem Lager umgebracht, wurden, des zur Vernichtung verurteilten jüdischen Volkes ebenso wie all derer, die zu "Untermenschen" erklärt wurden. Möge jeder, der dieses Haus betritt allen Versuchungen des Hochmuts und des Hasses widerstehen. Möge dieses Gedenken jeden zur Achtung eines jeden Menschen wachrütteln und ihn aufrufen, das Miteinander der Menschen und Völker zu fördern.Ohne Worte, oder? Derjenige oder Diejenige, die diesen Text verfasst hat, trifft den Nagel auf den Kopf. Mit dieser Impression und der Wirkung der Worte gingen wir ungefähr 50 Meter am Stacheldrahtzaun, der früher unter elektrischer Spannung stand, entlang bis wir am Haupteingang angelangt waren. Die Schienen von vor siebzig Jahren sind immer noch dort (sie ziehen sich durch die ganze Stadt.
Nachdem wir alle Fotos geschossen hatten, machten wir auf dem Parkplatz Pause (im Schatten, mittlerweile war es schon sehr warm) um auf den Museumsbus zu warten, da die Führungen im Museum Auschwitz beginnen, welches KL Auschwitz I ist. Die Führung begann dann in Birkenau. Dort haben wir uns ca. 3 Stunden aufgehalten und wurden mit reichlich Information gefüllt u.a. mit:
Sie befinden sich auf dem größten Freilichtfriedhof der Welt. An windigen Tagen weht hier noch die Asche der Verbrannten.Deswegen war zumindestens ich froh, dass es windstill war und "nur" die Sonne vom Himmel gebrannt hat. Dementsprechend war Auschwitz nicht nur geistig sondern auch körperlich erschöpfend. Ein paar Fotos:
Nun betraten wir das Arbeitslager und u.a. Mengeles Arbeitsplatz. Hier folgt nun der Schriftzug, den jeder mit Auschwitz in Verbindung bringt:
Ein Teil der Asche der 1,5 Millionen Opfer in dem größten Konzentrationslager des zweiten Weltkriegs:
Eine weitere Dreistigkeit des NS-Regimes bzw. der Kommadantur des Lagers, während zehn Meter von ihnen entfernt, sich die Häftlinge zu Tode arbeiteten, ließen sie sich einen "Pool" zum Baden bei heißem Wetter bauen:
Mein Fazit: nach 2 Tonnen Frauenhaar, Millionen von Koffern mit Anschrift, Millionen von Kinderschuhen, Millionen von Haushaltsbedarf und Bildern zu den Häftlingen musst du erst mal schlucken und tief einatmen. Doch auch das bewahrte mich nicht zu weinen, doch mich überkam kein Hyperventilationsanfall, wie ich mit gerechnet hatte. Zu tief der Schock, zu tief das Unverständnis darüber, wie Menschen auf solche Gedanken kommen können und zuviel Erschrecken darüber wie grausam der Mensch sein kann. Ich kann mich Paul Celan anschließen: "Der Tod [war] ein Meister aus Deutschland." Zum Schluss blende ich euch ein Foto der "Todeswand" ein. Dort wurden die Juden einer nach dem anderen erschossen. Wir standen davor und hielten eine Schweigeminute zum Gedenken der Opfer. Ich bitte euch, dies auch zu tun, wenn ihr mit dem Lesen dieses Blogs fertig seid, Innezuhalten indem was ihr gerade tut und kurz an die zahlreichen Opfer des Dritten Reiches zu denken. Dankeschön.